IGRW - Interessensgemeinschaft Ressource Wasser

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Auch Europa droht Wasserknappheit - Schmelzwasser entscheidend für Flüsse

Die Gletscher schmelzen. Dieser Befund gilt als gesichert, er wird in zahlreichen Berichten und Untersuchungen immer wieder belegt. Eine aktuelle Studie zeigt nun, dass die Fähigkeit der Gletscher, Wasser zu speichern und wieder abzugeben, eine noch wichtigere Rolle für die Wasserversorgung in Europa - auch abseits der Alpenregionen - spielt als bisher angenommen.

Der Geowissenschaftler Matthias Huss an der Schweizer Universität Fribourg untersuchte im Feld und mit Computermodellen zahlreiche Gletscher in der Schweiz und verglich diese mit den Daten der Abflussmengen der Flüsse Rhein, Rhone, Po und Donau - die vier größten Flüsse in Zentraleuropa.

 

Bis zu 40 Prozent Schmelzwasser in Rhone

Demnach setzt sich ein Viertel der Wassermenge der Rhone aus Schmelzwasser zusammen. In dem besonders heißen und trockenen Sommer 2003 stieg dieser Anteil sogar auf 40 Prozent. Im Po in Italien sind es rund 20 Prozent, in der Donau knapp drei Prozent der Abflussmenge.

 

Allein in den Schweizer Alpen speichern die Gletscher 60 Milliarden Kubikmeter Wasser, sagt Huss und verweist gegenüber der Nachrichtenplattform IPS auf die Balancefunktion der Gletscher: „Sie geben Wasser exakt dann ab, wenn wir es brauchen (Sommermonate, Anm.), während sie es in Perioden, wenn wir es weniger benötigen (Wintermonate, Anm.), speichern.“

Experte: Bild ist trügerisch

Derzeit käme von den Gletschern aufgrund des Klimawandels mehr Wasser als üblich. Dieses Bild sei aber trügerisch, betonte Huss: „Auf den ersten Blick wirkt es so, als ob es kein Problem gebe.“ Ab 2050 wird aber kein Schmelzwasser mehr in die Flüsse gelangen, erwartet der Experte. Auch der Wasserexperte David Volken erwartet ab der Mitte des Jahrhunderts ein rapides Abfallen des Schmelzwassers. Im Beobachtungszeitraum 1996 bis 2006 seien pro Jahr 0,9 Milliarden Kubikmeter Wasser von den Gletschern geschmolzen.

Dadurch werden auch die Flüsse weniger Wasser führen - mit allen Auswirkungen auf den Schiffsverkehr, die Flusskraftwerke, die Landwirtschaft und die Trinkwasserversorgung. Der Geowissenschaftler warnt daher vor häufigerer Trinkwasserknappheit in den Sommermonaten in Europa.

Europas Gletscher besonders betroffen

Von der Erderwärmung seien die europäischen Gletscher besonders betroffen, zeigte eine Studie von Forschern der Universität von Alaska, die im US-Fachmagazin „Nature Geoscience“ vor wenigen Monaten veröffentlicht wurde. Demnach könnte Europa bis 2100 drei Viertel seiner Gletscher verlieren. In den Hochgebirgen Asiens wird eine Schmelze von zehn Prozent der Gletscher prognostiziert.

Weltweit rechnet die Studie in den nächsten Jahrzehnten mit einem Rückgang des Volumens von Gletschern und Eiskappen zwischen 15 und 27 Prozent. Seit rund 150 Jahren werden die meisten Gletscher kleiner. In den vergangenen drei Jahrzehnten beschleunigte sich international der Trend der Gletscherschmelze.

Quelle: http://www.orf.at/stories/2070687/2070694/